Blumenladen in Berlin.

Floristen in der Krise In Deutschland sterben die Blumenläden

Stand: 10.05.2025 11:08 Uhr

Tausende Blumenläden mussten in den vergangenen Jahren schließen. Die Branchenkrise hängt nicht nur am geänderten Einkaufsverhalten der Kunden. Auch die Arbeitsbedingungen sind unattraktiv.

Blumen machen glücklich, fand Ute Damm. Sie konnte mit ihren Sträußen andere Menschen zum Strahlen bringen, auch deshalb steckte sie viel Liebe in ihre Blumensträuße. Doch am Jahresende war damit Schluss. Nach mehr als 30 Jahren schloss sie für immer ihre Ladentür in Bad Homburg. "Über zwölf Stunden täglich, nie samstags frei, und bei Krankheit stand ich immer noch im Laden", erzählt sie. Fast ein Jahr suchte sie nach einer Floristen-Fachkraft. Doch weder über das Arbeitsamt, noch über private Kontakte, geschweige denn über die Suche in sozialen Netzwerken hatte sie Erfolg.

Es sei nicht nur der Personalmangel; viele Gründe trieben Floristen zum Aufgeben, erklärt der Fachverband Deutscher Floristen. Dort werden immer mehr Geschäftsschließungen registriert, inzwischen auch von jüngeren Betriebsinhabern. Innerhalb der letzten 20 Jahre gaben knapp 10.000 Floristen ihr Geschäft auf.

Marktwachstum rein preisgetrieben

Dass immer mehr Blumenläden schließen, liegt nicht daran, dass die Deutschen keine Blumen kaufen. Rein statistisch gab jeder Einwohner in Deutschland im vergangenen Jahr knapp 107 Euro für Blumen und Zierpflanzen aus - das ist ein Euro mehr als noch ein Jahr davor. Doch das Wachstum ist rein preisgetrieben. Denn die abverkauften Mengen sanken im Vorjahresvergleich in fast allen Marktsegmenten.

Dazu kommt, dass der Markt immer mehr von ganz anderen Playern beherrscht wird. Reine Gartencenter inklusive der Baumärkte liegen bei einem Marktanteil von über 50 Prozent. Demgegenüber stehen die klassischen Blumenläden bei nur noch knapp einem Drittel. "Die Leute kaufen - bloß woanders", ordnet Ulrike Linn vom Fachverband Deutscher Floristen Hessen die Lage ein.

Günstige Blumen im Plastikeimer

Am 11. Mai ist Muttertag, da klingeln zwar die Kassen, und auch an Ostern werden viele Blumen verkauft. Doch es sind nur noch die wenigen Anlässe im Jahr, die umsatzstark sind. Mit denen muss Anja Schulz vom Blumenladen "Blumen immer Jung" die langen Durststrecken im Laufe des Jahres abdecken. Ihr Laden liegt in Brachtal im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Früher gab es im Umkreis von zehn Kilometern weitere zwei Blumenläden, übrig geblieben ist nur noch sie. "Das wäre zwar gut fürs Geschäft", kommentiert sie - aber die Konkurrenz sitze trotzdem vor der Tür.

Jedes Jahr bauen Lidl, Aldi, Rewe und Toom mehr Plastikeimer mit Tulpen und Rosen am Eingangsbereich auf. Bei Blumen sind die Margen für die Handelsketten sehr hoch, weiß Handelsexperte Gerrit Heinemann, Professor für BWL, Management und Handel an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach, "im Gegensatz zu den niedrigen Margen bei den Lebensmitteln". Und so wächst das Blumenangebot beim Lebensmittelhandel stetig und veränderte das Kaufverhalten der Kunden. Die Blumen sind zum Mitnahmeartikel geworden. "One-Stop-Shopping" heißt dieser Trend.

Discounter sind unschlagbar billig

Gerade Discounter können viel günstigere Preise bieten als der Floristikhandel. Wenn Anja Schulz einen Blumenstrauß bindet, muss sie natürlich auch die Arbeitszeit mitrechnen. Das führt zu einer knappen Kalkulation. "Ein Blumenstrauß müsse eigentlich mit dem Faktor vier kalkuliert werden, um alle Kosten zu decken und noch was zu verdienen", rechnet Ulrike Linn vor.

Dazu kommen die Einkaufspreise der Floristen. Bei "Blumen immer Jung" kommt der Großhändler zweimal die Woche und bringt frische Ware. Da ist ihr Einkaufspreis je nach Ware schnell der Verkaufspreis, der an den Sträußen beim Discounter steht. Anja Schulz weiß, wenn es rein um die Preise geht, kann sie nicht konkurrieren. Aber: "Noch gebe es Menschen, die uns bezahlen, weil wir Handwerk zu bieten haben, das das Leben doch viel fröhlicher macht."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete "MDR Sachsen-Anhalt Heute" im MDR Fernsehen am 14. April 2025 um 19:00 Uhr.