Lkw holen und bringen Container vom und zum Containerterminal, Rotterdam, Niederlande.

IfW-Studie Doch keine "Importschwemme" aus China?

Stand: 30.04.2025 11:59 Uhr

Deutschland droht durch den Handelskonflikt nach Ansicht des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) keine Importschwemme chinesischer Waren. Die meisten Güter dürften in China selbst landen.

Die Furcht vor einer Flut chinesischer Güter, die bisher in die USA exportiert wurden und nun auf dem Weltmarkt zusätzliche Konkurrenz für deutsche und europäische Exporteure bedeuten, ist unbegründet. So lautet nach Simulationsrechnungen über die Folgen des Handelskonflikts das Fazit des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW).

"Zum einen dürfte ein Großteil der Güter nun in China selbst angeboten werden", teilte das Institut heute mit. "Zum anderen spielen für europäische und deutsche Exporteure vor allem Automobilbau, Stahl und Chemie eine große Rolle." China habe in diesen Segmenten aber bisher nur wenig in die USA exportiert, kaum fünf Prozent des Welthandelsvolumens.

Importschwemme trifft eher Asien

US-Präsident Donald Trump hat hohe Strafzölle für Dutzende Länder verkündet. Besonders hoch sind sie für China. Manche Experten und Politiker haben deshalb befürchtet, dass eigentlich für den US-Markt gedachte Lieferungen zu Dumpingpreisen nach Europa umgeleitet werden und damit den heimischen Herstellern das Leben schwermachen könnten.

Länder wie Vietnam, Kambodscha oder Bangladesch, die etwa Deko-Artikel, Weihnachtsschmuck und Textilien produzieren und damit auf dem Weltmarkt in direkter Konkurrenz zu China stehen, leiden dem IfW zufolge eher unter einer Schwemme chinesischer Produkte.

Die Folgen für Deutschland

Der zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften USA und China ausgetragene Zollkonflikt hinterlässt der Studie zufolge gleichwohl deutliche Spuren. Die weltweite Produktion dürfte um 0,75 Prozent sinken, die Preise um 0,7 Prozent steigen. Die Kosten für die EU und ihre Mitgliedsstaaten seien dagegen überschaubar: Sie wären auf Jahressicht wenig bis gar nicht negativ betroffen. "Grund ist, dass das US-Zollregime für alle Länder weltweit gilt, die EU und Deutschland also keine speziellen Nachteile erfahren", hieß es.

Noch am deutlichsten zeigen sich danach die Effekte für Deutschland aufgrund seiner stark am Auslandsgeschäft orientierten Wirtschaft. Demzufolge dürften die Exporte auf Jahressicht um knapp 0,2 Prozent und die Wirtschaftsleistung um gut 0,2 Prozent zurückgehen.

USA schaden sich vor allem selbst

"Mit einer Abschottung vom Weltmarkt und ohne Zugang zu günstigen Lieferanten schaden sich die USA vor allem selbst, weil die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung verloren gehen", sagte IfW-Forschungsdirektor Julian Hinz. Kurzfristig, also innerhalb eines Jahres, würde der Verzicht auf günstige Vor- und Endprodukte die Preise in den USA um 5,5 Prozent nach oben treiben.

US-Produzenten würden viele eigentlich für den Export bestimmte Waren zu Hause anbieten, weshalb ihre Exporte um fast 17 Prozent einbrechen dürften. Die Wirtschaftsleistung der USA werde durch den Handelskrieg um 1,6 Prozent geschmälert. China selbst wäre deutlich weniger stark betroffen: Die Exporte dürften um 4,75 Prozent sinken, die Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent zurückgehen, so das IfW.