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Ergänzungen zum MSCI World Welche ETF für Anleger interessant sein können

Stand: 15.05.2025 05:56 Uhr

Der MSCI World gehört zu den beliebtesten Börsenindizes. Doch es gibt auch Kritik an dem "Standard-ETF": zu viele Positionen aus den USA. Ist die Kritik berechtigt, und welche ETF sind eine Ergänzung?

Von Lilli-Marie Hiltscher, ARD-Finanzredaktion und Levin Sallamon, hr

Er gilt als der "Heilige Gral der ETF-Welt": ein ETF auf den Aktienindex MSCI World. Der MSCI World ist einer der wichtigsten Aktienindizes weltweit und dient vielen Fonds und ETF als Benchmark für eine breit diversifizierte, internationale Aktienanlage. Wer einen MSCI World ETF im Portfolio hat, kann von einem geringen Risiko und einer guten Rendite profitieren.

Der MSCI World wird vor allem deshalb gern als Grundlage für ETF genutzt, da er - je nach Anbieter - die Kursentwicklung von rund 1.400 bis 1.600 großen und mittelgroßen Unternehmen aus 23 Industrieländern abbildet. Damit verspricht er eine breite internationale Diversifikation über unterschiedliche Branchen und Länder hinweg. Deshalb haben auch nahezu alle großen Fondsgesellschaften wie beispielsweise Blackrock, DWS oder HSBC einen ETF auf den MSCI World im Portfolio.

Philip Schnorpfeil von der Frankfurter Goethe Universität betont, dass ein MSCI World ETF deshalb vor allem für Anfänger eine gute Anlage ist: "Er ist attraktiv, kostengünstig und bietet eine gute Streuung. Man kann also einfach sehr viel erreichen." Aber er sei auch für alle anderen Anleger ein guter Basisbaustein: Zusätzlich zum MSCI World ETF könne man dann einzelne Komponenten kaufen, die den persönlichen Präferenzen entsprechen, so der Experte im ARD-Finanzformat 50k auf YouTube.

US-Tech-Konzerne dominieren

Allerdings mehrt sich die Kritik an diesen ETF. Denn es sind eben nur 23 Länder in den Fonds enthalten, und es ist kein einziges Unternehmen aus China oder Indien im MSCI World vertreten. Und das, obwohl China die zweitgrößte und Indien die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt ist.

Hinzu kommt: Statistisch gesehen sind drei von vier Posten in dem Index, der weltweit anlegen sollte, aus den USA, vor allem aus der Tech-Branche. Von "World" also keine Spur.

Denn der MSCI World ist nach der Marktkapitalisierung gewichtet. Je höher also der Börsenwert eines Unternehmens, desto größer sein Anteil im Index. Deswegen haben große Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung ein deutlich höheres Gewicht im Index als kleinere Firmen. Apple hat dabei mit rund fünf Prozent derzeit den größten Anteil, gefolgt von Nvidia, Microsoft, Amazon, Meta und Alphabet.

Risiko durch US-Dominanz?

"Wenn ein Portfolio so stark von Tech-Konzernen geprägt ist, dann treiben einzelne Events die gesamte Portfolioperformanz", betont Experte Schnorpfeil und nennt als jüngstes Beispiel die Einführung von DeepSeek: "Es gibt ein neues, günstiges Large-Language-Model aus China. Das stellt die Nachfrage nach den High-End Prozessoren von Nvidia in Frage. Und Nvidia ist so prominent im MSCI World, dass die gesamte Performance des MSCI-World leidet."

In Zahlen heißt das: Als DeepSeek auf den Markt kam, erlitt Nvidia den größten Tagesverlust in der Geschichte der Wall Street. Mit einem Kurseinbruch von 17 Prozent wurden auf einen Schlag 589 Milliarden Dollar Börsenwert vernichtet. Noch nie hatte ein US-Unternehmen zuvor so viel Wert an einem Tag verloren. Dies schlug sich auch auf die Performance des MSCI World nieder.

Breiter gestreute Alternativen

Darum sollten sich Anleger auch immer überlegen, welche Alternativen und Ergänzungen es zum MSCI World ETF gibt. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, breiter zu diversifizieren oder andere Schwerpunkte zu setzen.

So gibt es beispielsweise ETF, die den MSCI ACWI (All Country World Index) nachbilden. Dieser Index ist deutlich breiter gestreut als der klassische MSCI World: Er enthält rund 2.700 Unternehmen aus 23 Industrie- und 24 Schwellenländern. Das reduziert das US-Klumpenrisiko und bietet Zugang zu Wachstumsmärkten wie China, Indien oder Brasilien. Durch diese bereite Streuung ist der Index weniger anfällig für Schwankungen und fährt im Schnitt eine ähnliche Rendite ein wie der MSCI World.

Neben dem MSCI ACWI gibt es weitere Indizes, die als Vorlage für ETFs dienen, die ähnlich breit streuen und weltweit Märkte abbilden. Dabei dazu zählen etwa der FTSE All-World und der FTSE Global All Cap. Für Anleger ist es aber durchaus auch möglich, sich gezielt auch ETFs mit anderem Fokus zuzulegen - etwa solche, die nur Europa oder asiatische Märkte nachbilden - um so das eigene Portfolio weiter zu diversifizieren und das US-Gewicht zu reduzieren.

Mit anderen Investments Depot ergänzen

Eine weitere Möglichkeit, das Portfolio um einen anderen Ansatz zu ergänzen, können Rohstoff-ETF sein. Sie investieren beispielsweise in Gold, Silber und Kupfer, aber auch in Kaffee, Obst oder Orangensaft. Ein Beispiel dafür ist der iShares Diversified Commodity Swap UCITS ETF. Das ist ein börsengehandelter Fonds, der die Wertentwicklung des Bloomberg Commodity Index nachbildet.

Dieser Index umfasst Futures -Terminkontrakte - auf Rohstoffe aus den Bereichen Energie, Edelmetalle, Industriemetalle, Vieh wie Masttiere und Kühe und Agrarrohstoffe. Insgesamt beinhaltet er 20 verschiedene Rohstoffe aus sechs Sektoren, wobei ein Sektor niemals mehr als 33 Prozent des Index ausmachen darf.

Inflationsschutz mit Rohstoff-ETF

Experte Philip Schnorpfeil betont, dass Rohstoffe einen guten Inflationsschutz bieten können. "Wenn wir ein Portfolio haben wollen, das auch in Zeiten hoher und steigender Inflation gut abschneidet, kann die Beimischung von Rohstoffen durchaus interessant sein." Wichtig ist aber, dass es auch immer wieder Phasen gibt, in denen Rohstoff-ETF trotz hoher Inflation nicht gut performen.

Wie viel Prozent man in Rohstoffe investiere, hänge natürlich immer ab von persönlichen Präferenzen - er empfiehlt aber, nicht mehr als zehn Prozent der Gesamtsumme in Rohstoffe anzulegen. Zumal der Index im vergangenen Jahr den MSCI World nicht outperformen konnte, da Rohstoffpreise volatil sind.

Top-Performer bei Branchen-ETF

Eine Möglichkeit, das Portfolio zu ergänzen, sind auch Branchen-ETF. Wobei Schnorpfeil hier betont: "Das Ziel sollte sein, möglichst unempfindlich gegenüber einzelnen Risiken zu sein. Und das gelingt, indem man breit streut und sich nicht auf einzelne Segmente konzentriert." Eine Alternative zum MSCI World können sie also nicht sein - eher eine Ergänzung.

Ein ETF, der im vergangenen Jahr mit einer Rendite von 66 Prozent eindeutig zu den Gewinnern gehörte, war der Amundi MSCI Semiconductors ESG Screened UCITS ETF. Dieser ETF umfasst große und mittlere Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern, die in der Halbleiterbranche tätig sind und nach ESG-Kriterien gefiltert wurden.

Neben dem Giganten Nvidia ist hier auch TSMC, ein Auftragsfertiger aus Taiwan für Halbleiterprodukte, enthalten. Diese Halbleiterindustrie profitierte im vergangenen Jahr besonders vom KI-Boom. Allerdings zeigt das DeepSeek-Nvidia-Beispiel auch, wie volatil die Branche ist.

Experten raten zur Vorsicht

Zu den Top-Performern gehörte im vergangenen Jahr auch der VanEck Video Gaming and eSports UCITS ETF, mit einem Plus von 58 Prozent. Mit mehr als 20 Positionen bietet dieser ETF Anlegern gezielten Zugang zur globalen Gaming- und eSports-Branche - einem weltweit wachsenden Geschäftszweig.

Den Großteil der Gewinne dieses Fonds machte im vergangenen Jahr aber nur ein einziges Unternehmen: Das mobile Werbenetzwerk AppLovin aus Palo Alto in Kalifornien, das im Jahr 2024 zeitweise ein Jahreswachstum von 761 Prozent erzielen konnte.

Gerade angesichts solcher Zahlen betont Schnorpfeil: "Wir sollten vorsichtig damit sein, aus vergangenen Renditen Rückschlüsse zu ziehen auf zukünftigen Renditen. Wenn das so einfach wäre, würden wir hier vermutlich nicht mehr sitzen." Gerade bei Branchen-ETF sollte man prüfen, woher die Gewinne kommen - stammen sie nur von einem einzigen Unternehmen, ist die Anlage extrem risikoreich. Und auch wie zukunftsfähig eine Branche ist, sollte man beim Kauf berücksichtigen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. April 2025 um 16:30 Uhr.