
Schleswig-Holstein Rettungsaktion Einfelder See: "Das hätte nur noch Sekunden gedauert"
Als sie mit der Mutter des Jungen und einer Kollegin am Einfelder See ankam und den Jungen draußen im Wasser sah, konnte Sie noch nicht einschätzen, ob der noch lebte - berichtet die Lebensretterin im Interview mit NDR SH.
Eine Polizistin hat am Montagmittag einen siebenjährigen Jungen aus dem Einfelder See in Neumünster gerettet. Nachdem die Mutter ihren Jungen laut Polizei als vermisst gemeldet hatte, entdeckten ihn zwei Polizistinnen etwa 25 Meter weit im See. Stehen konnte er den Angaben zufolge nicht mehr, sein Kapuzenpullover habe sich mit Luft gefüllt und seinen Kopf über Wasser gehalten, hieß es. Eine der Polizistinnen watete zu dem Siebenjährigen und trug ihn zurück. Dem Kind war kalt, ansonsten ging es ihm aber gut. Es kam vorsorglich in ein Krankenhaus, konnte aber wieder entlassen werden. NDR Schleswig-Holstein hat mit der Retterin Constanze Becker gesprochen.
NDR: Frau Becker, wie lief das ab, nachdem Sie alarmiert wurden?
Constanze Becker: Wir sind mit der Mutter zusammen an den See gefahren. Glücklicherweise hat meine Kollegin da intuitiv die richtige Auffahrt genommen. Es gibt da ja mehrere Möglichkeiten, an den See zu kommen. Ich bin dann mit der Mutter an das Ufer gelaufen und wir haben dann nur noch den Kopf des Kindes im See treiben sehen - in etwa 30 Metern Entfernung.
Was haben Sie gedacht, als Sie da am Ufer standen und den Jungen im Wasser gesehen haben?
Becker: Also zu dem Zeitpunkt konnte ich ja noch überhaupt nicht ermessen, wie es um den Gesundheitszustand des Kindes steht. Ich wusste nicht, ob der Kopf schon unter Wasser war. Man rechnet mit allem, man rechnet auch mit dem Schlimmsten. Als wir uns dem Kind genähert haben, hat es ein bisschen geschrien. Da war ich einfach ganz froh, als ich gemerkt hab: Das Kind lebt und es gibt Töne von sich.
Sie sind dann gleich in den See gelaufen?
Becker: Die Mutter ist gleich reingelaufen. Ich bin hinterhergelaufen und bin in Richtung des Kindes gewatet. Das Kind konnte bereits nicht mehr stehen. Es ist wirklich nur getrieben. Es sah so aus, als wenn der Hoodie des Kindes sich so sehr mit Luft gefüllt hatte, dass sich das so wie ein Rettungsring quasi um den Hals gelegt hat und so dem Kind das Leben gerettet hat. Als ich bei dem Kind angekommen bin habe ich es auf den Arm genommen und habe es zurück ans Ufer getragen und an die überglückliche Mama übergeben.
Es gab also zwei Lebensretter: Die Kapuze und Sie?
Becker: Das war wahnsinniges Glück mit diesem Hoodie, den er trug. Ich glaube, das hätte nur noch Sekunden gedauert, dann wäre diese Luftblase rausgegangen und der Junge hätte untergehen können. Es hat einfach alles gepasst.
Und all das ist an ihrem letzten Arbeitstag auf Streife passiert?
Becker: Ja, ich habe nach über zehn Jahren Dienst beim ersten Revier in Neumünster meine letzte Streifenfahrt gemacht. Dass die dann mit so einem Einsatz endete, hätte ich vorher auch nicht gedacht. Ich wechsele jetzt in die Pressestelle und freue mich schon sehr auf diese neue Aufgabe und Herausforderung.
Liebe Frau Becker, Danke für das Interview.
Das Interview führte Christian Haacke, Moderator bei NDR Schleswig-Holstein.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Moin! Schleswig-Holstein mittendrin | 28.04.2025 | 16:44 Uhr