Matthias Miersch
Porträt

Neuer SPD-Fraktionschef Miersch In der ersten Reihe angekommen

Stand: 07.05.2025 12:47 Uhr

Matthias Miersch führt künftig die Bundestagsfraktion der SPD. Der Parteilinke gilt als enger Vertrauter von Parteichef Klingbeil. In der schwarz-roten Koalition dürfte ihm nun eine Schlüsselrolle zukommen.

Von Torben Ostermann, ARD-Hauptstadtstudio

Über Jahre war Matthias Miersch ein Mann der zweiten Reihe. Stellvertretender Fraktionsvorsitzender, Stellvertreter in Ausschüssen. Seit 2005 ist er im Bundestag und vertritt die südliche Region Hannover.

Die Stadt ist mindestens ein Hinweis auf einen Mann, der in der SPD Ambitionen haben könnte. Das ist spätestens seit Gerhard Schröder klar. Miersch ist dort 1968 geboren und hat nach seinem Abitur Jura studiert und anschließend als Rechtsanwalt gearbeitet. 1990 ist er in die SPD eingetreten und bahnte sich langsam, aber stetig den Weg nach oben. Er ist Vertreter des linken Flügels und hat sich vor allem der Umweltpolitik gewidmet.

Enger Vertrauter Klingbeils

Nach dem Rückzug von Kevin Kühnert wurde er Generalsekretär seiner Partei. Damit fiel ihm die Aufgabe zu, den Wahlkampf zu managen - ein nicht ganz leichtes Unterfangen. Die SPD hat die Wahl krachend verloren, Miersch aber blieb Generalsekretär.

Und da kommt ein anderer Niedersachse ins Spiel: Lars Klingbeil - der mächtigste Mann in der SPD. Klingbeil und Miersch kennen sich ewig und gelten als enge Vertraute. So war es nun keine große Überraschung, dass Miersch einen Platz mit an der Spitze erhielt. Endlich erste Reihe: der Fraktionsvorsitz - sein Traumjob seit Jahren.

Abschiebung eines späteren Kollegen verhindert

Über Mierschs Privatleben ist wenig bekannt. Er lebt in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Für Schlagzeilen sorgte mal ein Fall aus seiner Anwaltszeit. In den 1990er-Jahren sollte die vor dem Jugoslawienkrieg geflohene Familie Ahmetovic nach Bosnien abgeschoben werden. Miersch übernahm den Fall und verhinderte die Abschiebung.

Der Sohn der Familie, Adis Ahmetovic, machte in der Politik Karriere und schaffte es 2021 in den Bundestag. Miersch und er waren fortan Kollegen in der Fraktion. "Bei dem Namen Ahmetovic wurde ich sehr hellhörig. Denn so häufig ist der Name ja nicht. Ich habe ihn dann gebeten seine Eltern zu fragen, ob sie mit meinem Namen etwas anfangen können. Dann hat er zuhause seine Mutter gefragt und die hat gesagt: 'Ja, das war damals unser Anwalt, der dafür gesorgt hat, dass wir hierbleiben können.'"

Doch es gibt auch Kritik an Miersch. Für Aufsehen sorgte seine Äußerung, dass Gerhard Schröder weiter zur SPD gehöre, trotz seiner Freundschaft zu Wladimir Putin. Was anhaben, konnte ihm die Kritik nicht. Und Miersch ist nun nach vielen Jahren da angekommen, wo er immer hinwollte: In Reihe eins.