
Ewigkeitschemikalien EU will Kinderspielzeug sicherer machen
Spielzeug kann mit gesundheitsschädlichen Chemikalien belastet sein. Eine neue EU-Regel verbietet bald mehr dieser Chemikalien als bisher. Spielzeug soll auch einen Produktpass bekommen.
Kinder in der EU sollen künftig noch besser vor giftigen Chemikalien in Spielzeug geschützt werden. Dazu gibt es eine neue Verordnung, die vom Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten noch formell bestätigt werden muss. Dann kann sie ab 2029 greifen. Die neuen Vorschriften der EU-Spielzeugrichtlinie werden dann nicht nur eine noch breitere Palette von gefährlichen Chemikalien als bisher verbieten, sondern auch für jedes Spielzeug einen digitalen Produktpass vorschreiben.
Aus für giftige Chemikalien, gefährliche Reizstoffe und PFAS
Die neuen Vorschriften der EU-Spielzeugrichtlinie verbieten in Kinderspielzeug nicht nur Chemikalien, die Krebs verursachen, das Erbgut verändern oder die Fortpflanzungsorgane schädigen können, sondern auch PFAS - sogenannte Ewigkeitschemikalien, die sich im Körper oder in der Umwelt anreichern können und sich kaum abbauen.
"Schadstoffe können sich im Körper ansammeln, wenn Kinder ihnen von einem frühen Alter an ausgesetzt sind. Dann haben sie über ihr gesamtes Lebensalter irgendwann eine sehr hohe Schadstoffmenge im Körper. Die kann zu einem höheren Risiko für gewisse gesundheitliche Beeinträchtigung führen", sagt Nora Lemke. Sie ist Projektleiterin einer Studie namens "ALISE" beim Umweltbundesamt, die seit April läuft. Als Teil eines europaweiten Forschungsprojekts wird an 600 Kindern und Jugendlichen in Deutschland untersucht, mit welchen Umweltschadstoffen sie in Berührung kommen.
Auch "endokrine Disruptoren", die den Hormonhaushalt stören können, werden verboten. Und zusätzlich Chemikalien, die das Nerven-, Atem- oder Immunsystem schädigen können.
Viele dieser Schadstoffe finden sich vor allem in Spielzeug, das online gekauft wird und nicht aus Europa stammt. Um diesen Nachteilen beim Onlinehandel etwas entgegenzuhalten, sollen die neuen EU-Regeln Kinder und Jugendliche in Zukunft besser schützen.
Nur noch Spielzeug mit einem digitalen Produktpass
Der Produktpass soll für jedes einzelne Spielzeug Warnhinweise und Sicherheitsinformationen digital auflisten. Vorstellbar wäre es, dass dadurch zum Beispiel Zollbehörden gefährliche Spielzeuge, die online gekauft und zum Kunden unterwegs sind, identifizieren können. Denn wenn eines dieser Produkte keinen digitalen Produktpass hat, wird es sofort auffallen.
Kristin Lorenz vom Bundesinstitut für Risikobewertung meint, "diese Produkte könnten die Zollbehörden herausfiltern. Und natürlich auch Spielzeuge, die zwar einen digitalen Produktpass haben, der aber nicht ausgefüllt ist".
Kinder nicht unbeaufsichtigt mit gefährlichem Spielzeug spielen lassen
Kristin Lorenz sieht aber nicht nur Hersteller und Händler in der Pflicht. Spielzeug kann noch so sicher sein: Wenn der Umgang damit nicht verantwortungsvoll ist, nutzt die ganze Sicherheitsbewertung vom Hersteller nichts. "Natürlich müssen Erziehungsberechtigte, Eltern oder Aufsichtspersonen darauf achten, mit welchem Spielzeug besonders kleine Kinder gerade spielen", sagt Lorenz. "Zum Beispiel sollte ein kleines Kind nicht das Spielzeug der großen Schwester in die Hand bekommen. "
Ihr Tipp: Augen auf beim Spielzeugkauf. Nur Spielzeug mit einem anerkannten Prüfsiegel kaufen. In Europa zählt zum Beispiel das GS-Zeichen dazu, das einem Spielzeug "Geprüfte Sicherheit" bescheinigt. Und dann sollten beim Spielen die Sicherheitshinweise auch ernst genommen werden.