
Nordrhein-Westfalen Tumulte bei AfD-Besuch auf Zeche Zollern in Dortmund
In Dortmund sind am Donnerstag Antifaschisten und etwa 50 Anhänger und Mitglieder der rechtsextremen AfD aneinandergeraten. Zunächst hatten die Antifaschisten den AfD-Anhängern den Zugang zum Museumsgelände der Zeche Zollern blockiert. Dann eskalierte die Situation.
Die AfD-Gruppe rund um den Dortmunder Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich geht unvermittelt auf die Blockierer zu, in Richtung Museumseingang. Dann wird gedrängelt und geschubst, die Antifaschisten stellen sich immer wieder in den Weg. Auf beiden Seiten gehen Menschen zu Boden, ein AfD-Anhänger versucht einen Antifaschisten am Kragen zu packen.

Die Polizei konnte die angespannte Situation lösen
Immer wieder gibt es körperliche Auseinandersetzungen. Die Polizei kann beide Gruppen kaum voneinander trennen. Nach einigen Minuten sind die AfD-Anhänger dann auf dem Gelände der Zeche. Die Polizei schirmt den Eingang ab, die Gegendemonstranten ziehen sich zurück. Die Polizei musste Strafanzeigen wegen Körperverletzung gegen Anhänger beider Lager schreiben.
"Dominantes Auftreten" erschüttert Museumsleiterin
Auf dem Gelände der Zeche habe dann ein Mann aus der Gruppe eine Art Vortrag gehalten, erzählt Museumsleiterin Anne Kugler-Mühlhofer. Als sie intervenieren wollte, weil Vorträge dort eigentlich nur vom Museumspersonal gehalten werden, sei sie brüsk angefahren und zurückgewiesen worden.
In dem Vortrag sei etwa immer wieder von der "deutschen Baukunst" die Rede gewesen, dabei finde man den Jugendstil in der ganzen Welt, sagt Kugler-Mühlhofer. Die Leiterin wehrt sich im WDR-Interview gegen eine Instrumentalisierung des LWL-Museums durch die AfD.
Museumsleitung: Bergbau auch Geschichte der Zuwanderung
"Natürlich ist Bergbau und die Bergbaugeschichte immer auch eine Geschichte von viel Zuwanderung, viel Migration, es ist eine sehr vielschichtige Geschichte von Menschen, die hier gelebt und gearbeitet haben, aus allen Ländern, seit dem 19. Jahrhundert", sagt Kugler-Mühlhofer.
"Und das ist ja etwas, wo wir versuchen, mit Respekt und Rücksicht zu vermitteln, auch zum Thema Zwangsarbeit. Und das wäre dann natürlich schon ein Thema, wo wir großen Wert drauflegen würden", so die Museumsleieterin weiter. Das habe die Gruppe rund um den Dortmunder AfD-Hardliner Matthias Helferich aber nicht interessiert.
AfD-Vernetzungstreffen in Dortmund
Helferich hatte bereits im vergangenen Jahr versucht, eine Führung auf der Zeche Zollern zu organisieren. Das war aber abgelehnt worden, weil mit dem angekündigten Gast Björn Höcke ein "klarer politischer Charakter" des Besuchs im Vorfeld von Wahlen gegeben gewesen sei, so die Leiterin des Museums. In diesem Jahr habe die AfD-Gruppe keine Führung angefragt, als "einfache Besucher" könne sie der Gruppe den Zugang nicht verwehren.
Matthias Helferich, der diesen Besuch "Kulturprogramm" zum 1. Mai nennt, hatte auch in diesem Jahr auswärtige Parteifreunde nach Dortmund eingeladen. Unter anderem den AfD-Politiker Daniel Haseloff, Mitglied des Landtags in Thüringen, und die beiden AfD-Bundestagsabgeordneten Robert Teske und Christian Zaum. Auch der Dortmunder Oberbürgermeisterkandidat der AfD, Heiner Garbe, war vor Ort.
Nach dem etwa einstündigen Besuch auf der Zeche Zollern hielt die AfD-Gruppe noch ein Vernetzungstreffen in einem Restaurant im benachbarten Stadtteil Lütgendortmund ab.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Leiterin Museum Zeche Zollern
- Polizei Dortmund