Faru mit Plakat "Hass ist keine Meinung" auf Demonstration "Wähl Liebe" in Köln

Nordrhein-Westfalen Trump-Politik: US-Sponsoren ziehen sich vom CSD in Köln zurück

Stand: 28.04.2025 19:11 Uhr

Der ColognePride ist eines der größten queeren Events Europas. Doch nun gerät die Demonstration in Schieflage: Wichtige US-Sponsoren ziehen sich zurück – mit gravierenden Folgen für das Event, die Stadt Köln und die Community in NRW.

Von Daniel Gowitzke

Bei einem der regelmäßigen Gespräche mit Sponsoren erfährt Hugo Winkels es, die Botschaft ist eindeutig: Ein Unternehmen mit US-amerikanischem Mutterkonzern, das den ColognePride über viele Jahre hinweg finanziell unterstützt hat, wird sich vollständig aus dem Sponsoring für 2025 zurückziehen. Den Namen dieser Firma und der anderen Unternehmen, die sich zurück gezogen haben, will der Veranstalter nicht nennen.

US-Sponsoren ziehen sich vom Kölner CSD zurück

Winkels, Pressesprecher des ColognePride und wohnhaft im Belgischen Viertel in Köln, macht sich Sorgen.

Ich bin überzeugt davon, dass die Pride-Bewegung ein sehr großes Problem bekommen wird. Das beunruhigt mich schon sehr.

Hugo Winkels, Pressesprecher ColognePride

Der Pressesprecher der ColognePride Hugo Winkels auf dem Brüssler Platz

Der Pressesprecher der ColognePride Hugo Winkels

Seit Jahrzehnten verwandelt der ColognePride die Rheinmetropole in ein buntes, sichtbares Zeichen für queeres Leben. Mit zuletzt rund 1,4 Millionen Besucherinnen und Besuchern beim Straßenfest und rund 1,2 Millionen Teilnehmenden bei der Demonstration gehört Köln zu den größten CSD-Veranstaltungen Europas - und zu den wichtigsten weltweit.

Für Nordrhein-Westfalen ist das Event ein Schaufenster queerer Sichtbarkeit und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Hotels, Gastronomie und Einzelhandel profitieren enorm. Umso dramatischer wirken sich die Rückzüge großer Sponsoren jetzt aus.

Auch andere CSD gefährdet

"Die Zurückhaltung zeigt sich in verschiedenster Form – teilweise ziehen sich Partner komplett zurück", sagt Winkels. Besonders bitter: Die Auswirkungen sind nicht nur auf den ColognePride beschränkt. Auch kleinere CSDs in NRW, die ohnehin mit geringen Budgets arbeiten, könnten bald massive Probleme bekommen.

"Besorgniserregende Entwicklung"

Tatsächlich beobachten Fachleute wie Dominik Enste, Wirtschaftsethiker am Institut der deutschen Wirtschaft Köln, eine besorgniserregende Entwicklung: In den USA ziehen sich immer mehr Konzerne aus ihren Diversity-Programmen zurück – oft unter politischem Druck. Die Folgen sind nun auch in Deutschland spürbar.

"Am schwierigsten ist es für Unternehmen, die einen großen Umsatz in den USA machen, eigentlich Vielfalt weiter fördern möchten, davon auch profitieren können, aber auf der anderen Seite mit dem Gesetzgeber in Konflikt geraten könnten", erklärt Enste. Eine mögliche Strategie: Weniger öffentliche Werbung für Diversity, dafür aber intern gelebte Vielfalt. "Das sollte ein Gesetzgeber nur schwer nachweisen können."

Suche nach neuen Sponsoren

Für Veranstalter wie Winkels bleibt die Herausforderung dennoch enorm. Neue Sponsoren müssen gefunden, Budgets umsortiert und Prioritäten neu gesetzt werden. Doch der Pressesprecher gibt sich kämpferisch.

Unsere Bewegung wird nicht untergehen. Und wenn gar keiner mehr mitmacht - wir machen weiter.

Hugo Winkels, Pressesprecher ColognePride

Der ColognePride 2025 wird sich vielleicht verändern. Eines aber bleibt: Für viele in Köln, in NRW und weit darüber hinaus ist dieser CSD mehr als nur ein Event. Es ist ein Statement für Freiheit, Vielfalt und gleiche Rechte.

Unsere Quellen:

  • ColognePride e.V.
  • Dominik Enste, Wirtschaftsethiker