
Nordrhein-Westfalen Raserunfall in Remscheid: PS-Grenze für junge Fahrer?
In der Mainacht hat ein 24-jähriger Sportwagen-Fahrer in Remscheid zwei Frauen angefahren. Braucht es strengere Verkehrsregeln?
"Auf der Straße hat er wohl mit seiner Fahrweise angeben wollen." So lapidar beschreibt Heribert Kaune-Gebhardt von der Staatsanwaltschaft Wuppertal am Freitag im WDR die Situation, die in einem schweren Unfall mit zwei Verletzten mündete.
Nach einer Tanz-in-den-Mai-Party in Remscheid hatte sich der 24-jährige Fahrer alkoholisiert in seinen 640 PS starken Sportwagen gesetzt. Bei stark überhöhter Geschwindigkeit verlor er den aktuellen Erkenntnissen zufolge die Kontrolle über den Wagen und erfasste zwei junge Frauen. Beide wurden schwer verletzt, eine 19-Jährige ist nach wie vor im kritischen Zustand. Der Fahrer sitzt in U-Haft. Vorwurf: versuchter Mord.
Schwere Unfälle, an denen junge Fahrer mit hochmotorisierten Fahrzeugen beteiligt sind, kommen immer wieder vor. Ebenfalls am Mittwochabend wurde in Velbert ein 17-Jähriger beim Überqueren einer Straße angefahren und schwer verletzt. Die Polizei ermittelt gegen mehrere Männer Anfang 20. Sie sollen sich mitten in der Stadt ein Rennen geliefert haben - bei grotesk überhöhter Geschwindigkeit.
Keine PS-Grenze für Fahranfänger
Angesichts solcher Meldungen stellt sich die Frage, warum das Straßenverkehrsrecht selbst absoluten Fahranfängern erlaubt, einen übermotorisierten Sportwagen zu steuern - obwohl gerade 18- bis 24-Jährige nach einer ADAC-Studie überdurchschnittlich viele Unfälle verursachen.
Auch wenn ein solches Gesetz wahrscheinlich recht populär wäre - aus Sicht der Versicherungswirtschaft ginge ein Verbot zu weit. "Man kann nicht vom Fahrzeug auf die Fahrweise schließen", sagt Kirstin Zeidler, Leiterin der Unfallforschung beim Gesamtverband der Versicherer, im Gespräch mit dem WDR. Ein Verbot könne dazu führen, dass völlig unbescholtenen jungen Fahrern nicht mehr erlaubt wäre, das einzige Familienauto zu benutzen.
Unfallforscherin: Mehr Kontrollen könnten helfen

Unfallforscherin Kirstin Zeidler
Sinnvoller wären Verbote, die gezielt junge Menschen betreffen, "die geneigt sind Rennen zu fahren und über PS-starke Autos ihren Selbstwert beziehen", so Zeidler. "Wir wissen, dass diese Personengruppe auch gerne solche Fahrzeuge mietet." Es gebe zwar einige große Mietwagenfirmen, die keine extrem starken Sportwagen an Fahranfänger verleihen. Aber bei anderen Unternehmen sei dies ohne Probleme möglich. "Das stellen wir stark in Frage."
Einen einfachen und schnellen Weg, die Zahl der Raserunfälle zu reduzieren, gebe es nicht, betont Zeidler. "Ein höherer Kontrolldruck für die junge Raserszene könnte aber einiges bewirken."
Wer beim Rasen oder bei einem Straßenrennen erwischt werde und mit einer empfindlichen Strafe konfrontiert sei, bei dem setze hoffentlich ein Umdenken ein. "Wir setzen uns zum Beispiel dafür ein, dass ein Fahrzeug viel schneller beschlagnahmt werden kann. Ein Auto zu verlieren oder abzahlen zu müssen, dürfte weh tun."
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- WDR-Gespräch mit Kirstin Zeidler
- WDR-Interview mit Heribert Kaune-Gebhardt von der Staatsanwaltschaft Wuppertal
Über dieses Thema berichtet der WDR am 02.05.2025 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde um 18.45 Uhr.