
Hamburg Podcast "Feel Hamburg" mit Puppenspieler Detlef Wutschik
Bei "Feel Hamburg" wird's puppig - im besten Sinne. Host Daniel Kaiser spricht mit Detlef Wutschik, dem Mann, der nicht nur Puppe, sondern auch Stimme, Hirn und Herz von Werner Momsen ist - dem schnoddrigen Rentner mit Meinung zu allem und jedem.
Bevor Detlef Wutschik die Bühnen Norddeutschlands mit Klappmaulpuppen bespielte, war er unterwegs im Auftrag des guten Anstrichs - als gelernter Maler und Lackierer. Das hört man bis heute. Oder besser gesagt: Er hört es. "Ich merke tatsächlich, wenn einer streicht, ob er genügend Farbe auf der Rolle hat. Wenn das nicht so schön matscht, sondern trocken klingt, dann weißt du: Alter, du musst eintauchen! Kein Wunder also, dass er bei jedem Betreten eines Raums erstmal fachmännisch die Wandstruktur checkt. "Habt ihr das selber gemacht? Das könnt ihr aber gut!" - klingt wie ein Kompliment, ist aber ein Expertenblick durch die Putzfassade.
Männergestalten und die Geburt von Herrn Momsen
Der Weg zu Herr Momsen begann nicht mit einem Geistesblitz, sondern mit einem Schlüsselsuchgerät. Ja, wirklich. "Ich hatte damals ein Duo. Wir hießen Männergestalten - mit Jens Heitmann, auch ein Puppenspieler. Und wie der Name schon sagt: Männergestalten. Wir haben verschiedene Männertypen dargestellt - jung, alt, mit Puppe, ohne Puppe, Mensch/Mensch, Mensch/Puppe, Puppe/Puppe." Klingt ein bisschen wie ein Improtheater auf Speed. Doch eine Szene blieb hängen: Ein alter Mann kauft sich ein Pieps-Dings, um endlich seine Schlüssel wiederzufinden - und kämpft heldenhaft mit der Bedienungsanleitung. "Wir brauchten dafür einen alten Mann. Mein Bühnenpartner hatte den mal in einem Workshop angefangen zu bauen und sagte: 'Hier, den kannst du nehmen.' Und dann habe ich den fertiggebaut. Das war die Geburtsstunde von Herrn Momsen." Und zack - ein norddeutsches Original war geboren. Ein bisschen grummelig, immer direkt, aber mit Herz - eben wie ein echter Hamburger.
Große Bühne, dickes Fell: Der Tag in der Sesamstraße
Wer denkt, Herr Momsen sei Wutschiks einzige große Rolle, kennt Samsons Zwillingsbruder noch nicht. Der Puppenspieler war in der 'Sesamstraße' - im XXL-Fellanzug. "Ich war Samsons verschollener Bruder, könnte man sagen. Pepe, der damals noch von Dirk Bach gespielt wurde, hat mit seinem Zauberstift gemalt und plötzlich standen zwei Samsons da. Ich war der zweite." Romantik pur - wäre da nicht die Tatsache, dass man in so einem Kostüm vor allem eins ist: am Schwitzen. "Du guckst durch ein kleines Fensterchen. Wenn du Pech hast, rennst du gegen die Kamera oder die Wand. Und zwischen den Takes kommt jemand, der steckt dir einen Hocker unter den Mors und nimmt dir den Kopf ab." Klingt ein bisschen wie ein Besuch beim Friseur in der Sauna.
Moin aus Marienthal
Heute lebt Detlef Wutschik mit seiner Familie im Hamburger Stadtteil Marienthal. Ein Ort, wo selbst Herr Momsen mal zur Ruhe kommt - zumindest, bis ihm wieder etwas auffällt, das kommentiert werden muss. Und das dauert bekanntlich nie lange. Als bekennender ÖPNV-Nutzer schätzt der Puppenspieler die ruhige und doch zentrale Wohnlage. "Ich finde, es ist schon ein großer Luxus, dass man innerhalb von fünf bis zehn Minuten, oder abends innerhalb von zwanzig Minuten wirklich überall hinkommt. Deshalb braucht man hier eigentlich auch kein Auto."
Im Gespräch mit Daniel Kaiser verrät Detlef Wutschik auch, wie oft Herr Momsen schon renoviert werden musste, wie er als Berufsschullehrer seine Schüler bei der Stange gehalten hat und warum er gar nicht begeistert von den vielen Touristen in Hamburg ist.
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Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | "Feel Hamburg" | 30.04.2025 | 20:00 Uhr