Särge mit deutschen Kriegstoten stehen für die Beisetzung auf dem Rasen (Foto: rbb/Krippahl)

Brandenburg 100 Tote aus dem 2. Weltkrieg 80 Jahre nach Kriegsende in Halbe bestattet

Stand: 30.04.2025 13:18 Uhr

Auch 80 Jahre nach Kriegsende werden immer wieder Tote aus dem zweiten Weltkrieg gefunden und zur letzten Ruhe gebettet. 100 deutsche Opfer wurden nun in Halbe beigesetzt.

Auf dem Waldfriedhof in Halbe (Dahme-Spreewald) wurden am Mittwoch die sterblichen Überreste von 100 deutschen Kriegstoten aus dem Zweiten Weltkrieg bestattet.
 
Viele der Kriegstoten in dem Gebiet fielen in der "Kesselschlacht von Halbe". Es war eines der letzten großen Gefechte auf deutschem Boden. Dabei versuchten im April 1945 deutsche Soldaten, die Rote Armee zu stoppen, die auf Berlin vorrückte. Hitler hatte befohlen, die Hauptstadt um jeden Preis zu halten.
 
Zehntausende Menschen starben damals - neben deutschen und sowjetischen Soldaten auch viele Zivilisten. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge spricht von 60.000 Personen.

Särge mit deutschen Kriegstoten stehen für die Beisetzung auf dem Rasen (Foto: rbb/Krippahl)

100 deutsche Kriegstote Beisetzung Halbe

Eine der größten Kriegsgräberstätten Deutschlands

"Durch das Schicksal Einzelner lernen wir, was der Krieg den Menschen angetan hat. Es waren Inferno, Tod, Verwüstung, Verzweiflung", sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bei der Gedenkveranstaltung. Durch die Konfrontation mit dem Schicksal Einzelner könne man begreifen, dass so ein erneutes Grauen unbedingt verhindert werden müsse, so Woidke weiter. Durch die Einbettung würden zahlreiche Tote dem Vergessen entrissen.
 
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hält nahezu jährlich eine Einbettung auf dem Friedhof Halbe ab, weil immer noch menschliche Überreste gefunden werden. Der Friedhof, etwa 60 Kilometer südlich von Berlin, gilt als eine der größten Kriegsgräberstätten in Deutschland. Etwa 26.000 Tote haben dort ihre letzte Ruhe gefunden.
 
Im Auftrag der Bundesregierung erfasst der 1919 gegründete Volksbund die Gräber deutscher Kriegstoten, erhält und pflegt sie. Er kümmert sich um 832 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten in Europa und Nordafrika mit etwa 2,7 Millionen Kriegstoten.

Gedenkveranstaltung auf dem Jüdischen Friedhof in Tröbitz (Foto: rbb/Manske)
Wie in Tröbitz an den "verlorenen Transport" erinnert wird
Vor 80 Jahren strandet ein Transport mit mehr als 2.000 jüdischen Häftlingen aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen im südbrandenburgischen Tröbitz. Dort finden die Überlebenden Hilfe und prägen den Ort bis heute. Von Johanna Sagmeistermehr

Als Teil der Gedenkveranstaltung am Mittwoch war ein ökumenischer Gottesdienst mit dem Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bernhard Felmberg, geplant. "Es ist bewegend zu erleben, wenn Hinterbliebene nach Jahrzehnten der Ungewissheit endlich an einem Ort des Gedenkens, am Grab des Angehörigen trauern können", erklärte Felmberg vorab.

Zahlreiche Veranstaltungen zu 80 Jahre Kriegsende

Die Einbettung in Halbe ist eine von mehreren Veranstaltungen rund um das Ende des Zweiten Weltkriegs. In den kommenden Tagen schließen sich etwa Zeitzeugenberichte von KZ-Überlebenden, Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen an. Ab dem 4. Mai soll im ehemaligen KZ Sachsenhausen und im Frauenlager Ravensbrück der Leiden der Insassen
gedacht werden.
 
"Zum Gedenken untrennbar gehört für mich, die Verpflichtung für uns als Nachgeborene, Rassismus, Nationalismus und Rechtsextremismus zu bekämpfen", betonte Ministerpräsident Woidke in Halbe. Die Zivilgesellschaft müsse sich dagegen wehren.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.04.2025, 10:30 Uhr