
Bayern Zu viele Raser: Sudelfeld-Strecke für Motorräder gesperrt
Die Strecke vom Inntal über das Sudelfeld nach Bayrischzell im Landkreis Miesbach ist bei Motorradfahrern beliebt - und gefährlich. Keine Maßnahme konnte bisher die Unfälle reduzieren. Für Biker wird die Strecke deshalb gesperrt - aber nur teilweise.
Die Sudelfeld-Strecke verbindet das Inntal im Landkreis Rosenheim mit Bayrischzell im Landkreis Miesbach - und gilt als Eldorado für Motorradfahrer: Die Straße windet sich in nicht zu engen Kurven zum Sudelfeldpass hinauf und auf der anderen Seite wieder ins Tal. Allerdings passieren auf der Strecke häufig schwere Motorradunfälle, die manchmal auch tödlich enden. Eine Streckensperrung ist deshalb schon lange in der Diskussion - und wird ab dem 30. April auch umgesetzt. Zumindest zeit- und teilweise.
Viele Motorradfahrer äußern Verständnis
Kurz vor der Sperrung wollen viele Biker die Strecke offenbar noch einmal genießen – oder es richtig krachen lassen. Manche stehen am Dienstag Nachmittag an einer so genannten "Showkurve" und drehen mit dem Handy Videos von vorbeirasenden Freunden. Einige Fahrer gehen derart in die Kurven, dass dem Laien angst und bange wird. Die meisten Motorrad-Reisenden, so der Eindruck nach ein paar Stunden, sind allerdings angemessen oder sogar gemütlich unterwegs. Viele legen am Tatzelwurm-Parkplatz eine Pause ein, zum Fachsimpeln oder um die Landschaft zu genießen. Im Gespräch äußern erstaunlich viele Biker Verständnis für die Einschränkungen. Es seien halt fünf bis zehn Prozent Raser, die nicht zu bändigen seien und mit ihrer riskanten Fahrweise solche Sperrungen provozierten, so der Tenor.
Zwischen Pass und Parkplatz - mehrmals hintereinander
Immer wieder kommen von oben, vom Sudelfeldpass her, laut röhrende Maschinen auf den Parkplatz. Die Fahrer drehen eine Kurve, geben Gas und knattern wieder zurück, den Berg hinauf. Ein Trio rast in kurzer Zeit viermal hin und her zwischen Sudelfeldpass und dem Tatzelwurm-Parkplatz, weil das der Streckenabschnitt ist, der den größten Nervenkitzel verspricht.
Mit einem Teil dieses Spaßes ist es nun vorerst vorbei. Zurück Richtung Bayrischzell geht es von der Passhöhe nicht mehr. Die Biker müssen stattdessen hinab ins Inntal, nach Oberaudorf oder Brannenburg. Große Schilder zeigen es an: Die Strecke ist gesperrt in Richtung Bayrischzell ab 11 Uhr. Ausgenommen sind Leichtkrafträder, also Motorräder mit maximal 125 Kubikmetern Hubraum.
Landratsämter: "Wir mussten handeln"
Trotz Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverboten, baulicher Maßnahmen wie Rüttelstreifen und intensiver Polizeikontrollen sei es nicht gelungen, das Unfallgeschehen zu reduzieren, so die Landratsämter Rosenheim und Miesbach in einer gemeinsamen Erklärung. Allein zwischen 2018 und 2024 gab es auf der Sudelfeld-Strecke 97 Unfälle mit Motorrad-Beteiligung, dabei starben zwei Menschen, 40 wurden schwer verletzt, 58 leicht.
Man habe es sich nicht leicht gemacht mit dieser Entscheidung, so Rosenheims Landrat Otto Lederer (CSU), habe aber handeln müssen: "Der Schutz von Leben und Gesundheit steht über allem – und alle bisherigen Maßnahmen haben leider nicht ausgereicht. Die Sperre ist ein schwerwiegender, aber zwingend notwendiger Schritt."
Sperre in eine Richtung unterbindet Hin- und Herfahren
Auf die Frage, warum die Bundesstraße nicht komplett, sondern nur in Richtung Bayrischzell gesperrt wird, erklärt das Landratsamt, dass rund 61 Prozent der Unfälle in dieser Fahrtrichtung passiert seien. Außerdem verweist die Behörde auf die bei mehreren Kontrollen festgestellte Fahrpraxis: "Eine große Zahl an Motorrädern befährt die Strecke offenbar mehrfach hintereinander und kehrt am Parkplatz Tatzelwurm wieder um. Genau dieses Verhalten soll durch die Sperrung unterbunden werden, da es zu erhöhtem Unfallrisiko führt."
Möglicher Ausweichverkehr soll beobachtet werden
Dass es zu Ausweichverkehr kommen kann, ist dem Landratsamt klar. Die private Mautstraße von Brannenburg her und die Kreisstraße von Oberaudorf hinauf zum Tatzelwurm könnten stärker ins Visier der Biker kommen. Man wolle während der zweijährigen Erprobung dieser Teilsperrung vor allem auch mögliche Verlagerungseffekte beobachten, sagt ein Sprecher des Amtes dem BR-Studio Rosenheim. Ziel sei es, zu evaluieren, ob sich das Unfallgeschehen durch die Maßnahme tatsächlich verbessert oder lediglich auf andere Strecken verschiebt.
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Quelle: BR24 im Radio 29.04.2025 - 16:26 Uhr