
Bayern Blackout-Risiko: Aiwanger rät jedem zu Notstromaggregat
Nach dem Mega-Stromausfall in Spanien und Portugal rät Bayerns Energieminister Aiwanger Bürgern zur Anschaffung eines Notstromaggregats. Jeder sei gefordert, sagt er im BR24-Interview. Ein Blackout-Experte widerspricht, auch die CSU geht auf Distanz.
Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) beruhigt: Das Risiko eines großflächigen Stromausfalls wie in Spanien und Portugal sei "sehr überschaubar bis gering", sagt Aiwanger im BR24-Interview. "Weil wir in Bayern viele Netze doppelt abgesichert haben, was in Spanien so nicht der Fall ist. Weil wir weiterhin die schwarzstartfähigen Kraftwerke haben, die Gaskraftwerke beispielsweise, die dann auch mit Notstromaggregat funktionieren würden."
Dennoch sieht der Minister auch bei Privatleuten Handlungsbedarf. "Ohne hier Panik verbreiten zu wollen: Aber jeder ist natürlich gefordert, ein Notstromaggregat im Privaten vorzuhalten, wenn mal die Stromnetze zusammenbrächen." Viele Betriebe hätten dies bereits, teilweise sei es auch gesetzlich vorgeschrieben. "Das ist aber auch jedem Privatmann zu empfehlen." Dies müsse keine riesige Anlage sein. Sondern es gehe darum, dass im Zweifel wenigstens der Kühlschrank weiterbetrieben werden könne.
Aiwanger: Restrisiko bleibt
Denn Aiwanger zufolge bleibt ein Restrisiko, beispielsweise im Fall von gezielten Cyber- oder Terrorangriffen. "Man hört das allerorten, dass gezielt ständig versucht wird, über Cyber-Angriffe Systeme lahmzulegen, in den Verwaltungen, in den Behörden, in den Privatfirmen, bei den Privatleuten und natürlich auch gegen öffentliche Infrastruktur." Insofern gelte es, "wirklich alle Augen und Ohren offenzuhalten, um diese Gefahr zu minimieren".
Experte widerspricht Aiwanger: "Würde dringend abraten"
Der Blackout- und Krisenvorsorgeexperte Herbert Saurugg widerspricht Aiwangers Empfehlung an Privatleute, sich ein Notstromaggregat anzuschaffen. "Würde ich dringend abraten", sagt er BR24. "Es ist zwar meistens das Erste, an das die Menschen denken, aber nicht wirklich sehr wichtig." Im Privatbereich sei das in der Regel nicht sinnvoll. Bei einem Notstromaggregat müsse man wissen, wie es betrieben werde, es müsse Treibstoff gelagert und regelmäßig ausgetauscht werden. "Ich habe mit Super-Benzin eine zusätzliche Brandlast, und wenn ich nicht weiß, wie ich es richtig einsetze, mache ich vielleicht noch mehr kaputt, als ich wirklich löse."
In Wohnungen sei es ohnehin unmöglich. "Wir haben immer wieder Vorfälle, wo Leute das in Garagen oder Kellern verwenden und wo Menschen gestorben sind", schildert Saurugg. Mehr Sinn mache, eine Fotovoltaik-Anlage, inselbetriebsfähig zu gestalten: "Das heißt, es gibt eine Netztrennung, es gibt einen Speicher, wo ich dann wirklich die Versorgung aufrechterhalten kann. Das wäre eine sinnvolle Investition, weil die sich auch im Alltag rechnet."
CSU-Kritik an Aiwanger
Auf Distanz zu Aiwangers Äußerung geht auch CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek: "Vorsorge für den Krisenfall ist sicher richtig und wichtig, aber ein Notstromaggregat für jeden Haushalt ist völlig übertrieben." Statt "unnötige Panik" zu verbreiten, solle das Energieministerium alle Kraft für bezahlbaren Strom und eine sichere Energieversorgung einsetzen.
"Ziel des Staates muss es doch sein, Blackouts wie in Spanien zu vermeiden", betont Holetschek. "Hier sehe ich Energieminister Aiwanger in der Verantwortung."
Bundesnetzagentur: Blackout wie in Spanien unwahrscheinlich
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hält einen Stromausfall wie auf der iberischen Halbinsel in Deutschland für unwahrscheinlich. "Weil wir in Deutschland ein sehr redundantes Stromsystem haben. Das bedeutet, dass immer eine Leitung ausfallen kann und dann eine andere Leitung oder ein anderes System einspringen kann", sagte er im WDR-Radio. "Und das hat uns in den ganzen letzten Jahren, Jahrzehnten zu einem sehr sicheren Netz verholfen."
Millionen Menschen stundenlang ohne Strom und Netz
In ganz Spanien und Portugal war am Montagmittag der Strom ausgefallen. Millionen Menschen waren stundenlang ohne Strom, ohne Netz, ohne Verbindungen. Die Panne hatte auch massive Verkehrsprobleme zur Folge. Auch Südwestfrankreich und Marokko waren kurzzeitig betroffen. Die spanische Regierung sprach von einem historischen Ereignis. "So etwas haben wir noch nie erlebt", sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez in einer TV-Ansprache.
Am Dienstag hatten fast alle Menschen in Spanien und Portugal wieder Strom. Das Internet, die Telefone und auch die Ampeln funktionierten nach dem Totalausfall wieder weitgehend problemlos. U-Bahnen und Züge fuhren nahezu überall wieder, doch etwa in Katalonien gab es noch Probleme mit den Nahverkehrszügen, die täglich von Zehntausenden für die Fahrt zur Arbeit und Schule genutzt werden.
Spanische Justiz prüft Sabotage-Verdacht
Die Ursache für die folgenschwere Panne wird noch untersucht. Der spanische Netzbetreiber REE und die portugiesische Regierung gehen nach eigenen Angaben nicht von einer Cyberattacke als Ursache aus. Die spanische Justiz geht mittlerweile dem Verdacht einer "Computer-Sabotage" als Ursache nach.
Video: Interviews mit Minister Aiwanger und dem Blackout-Experten Saurugg
Mit Informationen von dpa und AFP.
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Quelle: BR24live 29.04.2025 - 16:00 Uhr