Anthony Albanese und Peter Dutton.

Wahl in Australien Zwischen China und den USA

Stand: 03.05.2025 03:58 Uhr

Australien wählt heute ein neues Parlament. Im Wahlkampf spielte auch das Verhältnis zu China und den USA eine zentrale Rolle. Gerade US-Präsident Trump könnte wahlentscheidend sein.

Heute wird in Australien ein neues Parlament gewählt. Die hohen Lebenshaltungskosten dominierten den Wahlkampf, es geht um die Preise für Eier, für Mieten, für Benzin.

Aber hinter diesen drängenden innenpolitischen Themen verbirgt sich auch eine außenpolitische Frage: Wie soll Australien zukünftig seine Beziehungen zu China und zu den USA meistern? Für die australischen Bürger geht es dabei um Arbeitsplätze und um die nationale Sicherheit.

"Komplexe Beziehung" zu China

China sei die größte Gefahr für die Sicherheit Australiens, polterte Oppositionsführer Peter Dutton im letzten von vier Wahlduellen. Dabei hatte er zuvor versprochen, das Handelsvolumen mit dem Land weiter vergrößern zu wollen.

Dutton steht der Koalition aus den konservativen Liberals und den noch weiter rechts stehenden Nationals vor und fordert den amtierenden Premierminister Anthony Albanese von der sozialdemokratischen Labour-Partei heraus.

Dieser formuliert es diplomatischer: Die Weltmacht China wolle ihren Einfluss vergrößern. Die Beziehung zum wichtigsten Handelspartner sei komplex. Unter Albaneses Regierung hatte sich das Verhältnis mit China entspannt, das bilaterale Handelsvolumen stieg auf ein Rekordniveau. Australiens Exportschlager ist Eisenerz und geht vor allem nach China.

Aber erst im Februar hatte ein Marine-Manöver Chinas für Unruhe gesorgt. Tagelang kreuzten chinesische Kriegsschiffe vor der australischen Küste.

Australien braucht die USA im Indo-Pazifik

Zur Stärkung der australischen Verteidigungsfähigkeit hatte der australische Premier vor zwei Jahren die Erweiterung des Militärbündnisses AUKUS gemeinsam mit dem damaligen US-Präsidenten Joe Biden und dem damaligen britischen Premier Rishi Sunak verabredet. Es ist eine Sicherheits-Partnerschaft mit den USA und dem Vereinigten Königreich, die es Australien ermöglicht, eine eigene Flotte nuklearbetriebener U-Boote aufzubauen.

Traditionell sind die Beziehungen zwischen den USA und Australien eng. Trotz der Zollpolitik - in Sicherheitsfragen könne sich Australien auf US-Präsident Donald Trump verlassen, betonten beide Kandidaten im australischen Wahlkampf.

Eine aktuelle Umfrage des Lowy Instituts zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Australier das Bündnis mit den USA grundsätzlich für "sehr" oder "ziemlich wichtig" für die Sicherheit Australiens hält. Aber nur 36 Prozent der Australier drückten ein gewisses Maß an Vertrauen in die USA aus, verantwortungsvoll zu handeln. Das markiert ein deutliches Tief im Vertrauen der Australier gegenüber den Vereinigten Staaten.

Peter Dutton

Peter Dutton von der konservativen Liberal Party of Australia will neuer Premierminster in Canberra werden. Er gilt als populistisch und wird manchmal mit Donald Trump verglichen.

Australiens Rinder und der Handelskrieg

Der von der US-Regierung verhängte allgemeine Importzoll von zehn Prozent trifft auch Australiens Exportgüter - insbesondere Rindfleisch. Das Land ist nach Argentinien der zweitgrößte Lieferant für die USA.

Der internationale Währungsfonds IWF hat seine Wachstumsprognose für Australien jüngst auf 1,6 Prozent gesenkt. Im Januar war die Organisation noch von 2,1 Prozent für das laufende Jahr 2025 ausgegangen.

Die Regierung unter Albanese hat trotzdem beschlossen, auf die US-Zölle nicht "Hand in Hand" mit China zu reagieren. Peking hatte Canberra angeboten, im Handelsstreit mit den USA gemeinsam vorzugehen.

Aber Australien wolle die Abhängigkeit vom US-Markt verringern, so die Ansage. Gleichzeitig richtete sie eine strategische Finanzreserve für kritische Mineralien ein, um sich in diesem Bereich unabhängiger von China zu machen.

Entscheidet der Trump-Effekt?

Wer wird in Zukunft diesen Balanceakt vollführen und Australien durch wirtschaftlich und geostrategisch unruhige Zeiten führen? Der 54-jährige Peter Dutton wurde wegen seiner Rhetorik und seines Politikstils manchmal mit Trump verglichen. Es ist ein Vergleich, den er selbst ablehnt, obwohl er ein ausgesprochener Fan Donald Trumps ist, stark polarisiert und als hart konservativ gilt.

Gerade das könnte das Ergebnis der Wahl entscheiden. Denn in einer Entwicklung, die jener ähnelt, die die kanadische Wahl Anfang der Woche entschied, haben sich die Umfragewerte für Sozialdemokraten und Konservative in Australien zuletzt drastisch verändert.

Wie in Kanada führten auch Duttons Konservative lange deutlich, spätestens seit 2023 lagen sie klar vor Labour. Doch unter dem Eindruck der Politik Trumps drehte sich die politische Stimmung in beiden Ländern. Letzte Umfragen geben nun Australiens amtierendem Premier Anthony Albanese leicht bessere Chancen auf den Wahlsieg.

Seinen Aufstieg zum Regierungschef im Jahr 2022 hatten viele Australierinnen und Australier damals mit einem Gefühl der Erleichterung und der Hoffnung auf politische Stabilität verbunden. Nach drei Jahren globaler wirtschaftlicher Herausforderungen und aufgeheizter innenpolitischer Debatten ist dem 62-Jährigen, der dem linken Flügel der Labour-Partei zugeordnet wird, die Mehrheit keinesfalls sicher. Aber der Trump-Effekt könnte auch ihm die Wiederwahl sichern.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 03. Mai 2025 um 09:00 Uhr.