
Soldat mit doppelter Staatsbürgerschaft Hamas lässt Geisel nach 19 Monaten frei
Edan Alexander galt als letzter lebender US-Amerikaner in der Gewalt der Hamas. Jetzt hat ihn die Terrororganisation freigelassen - als Zeichen des "guten Willens" kurz vor einer Nahost-Reise von US-Präsident Trump.
Fast 600 Tage lang wurde der israelisch-amerikanische Doppelstaatler Edan Alexander von der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen festgehalten. Nun ist er wieder in Israel.
Alexander wurde - ohne eine öffentliche Zurschaustellung durch die Hamas - an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben. Auch die Hamas bestätigte die Übergabe.
Berichte über Folter
Inzwischen hat das Rote Kreuz den 21-Jährigen zum israelischen Militär gebracht, wie Armeevertreter bestätigen. In einer Militäreinrichtung soll er medizinisch untersucht werden. Israelische Medien berichten unter Berufung auf Berichte von zuvor freigelassenen Geiseln, dass der Soldat lange Zeit angekettet und gefoltert worden sei.
Der 21-Jährige kam in Tel Aviv zur Welt, wuchs aber im US-Bundesstaat New Jersey auf. Nach der Schule kehrte er nach Israel zurück und wurde Soldat. Zuletzt war er an der Grenze zum Gazastreifen stationiert, als er von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt wurde.
Keine Freilassung von palästinensischen Gefangenen
Auch Alexanders Familie ist vor Ort. Die Freilassung sei "das größte Geschenk, das man sich vorstellen kann". Zugleich appellierte sie an die israelische Regierung: "Bitte, hören Sie nicht auf. Wir hoffen, dass die Freilassung unseres Sohnes nur der Anfang ist und auch die verbliebenen 58 Geiseln freikommen." Dieser Albtraum müsse beendet werden.
34 der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln sind nach Angaben des israelischen Militärs tot, mindestens 21 sind demnach noch am Leben.
Palästinensische Gefangene sollen dieses Mal nicht freigelassen werden. Es handele sich bei der Freilassung des 21-Jährigen um eine "Geste des guten Willens an die US-Amerikaner", hieß es aus Hamas-Kreisen. Hintergrund dürfte auch die bevorstehende Nahost-Reise von US-Präsident Donald Trump in den kommenden Tagen sein.
Alexander ist der erste männliche Soldat, der seit dem 7. Oktober 2023 freigelassen wurde. Er soll zudem die letzte noch lebende US-amerikanische Geisel sein. Bereits vor zwei Monaten hatte die Hamas vorgeschlagen, den Soldaten im Rahmen eines Deals freizulassen. Die israelische Regierung bezeichnete das Angebot der Hamas damals aber als ungenügend.
Israelisches Militär pausierte Einsätze
Kurz vor Beginn der Übergabe Alexanders stellte das israelische Militär seine Einsätze im Gazastreifen ein, um einen nach eigenen Angaben "sicheren Korridor" für die Übergabe zu schaffen.
Das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu stellte jedoch klar, dass es sich nur um eine vorübergehende Feuerpause handele. "Israel hat sich zu keiner Art von Waffenstillstand verpflichtet", hieß es in einer Erklärung. Der "militärische Druck" habe die Hamas zur Freilassung gezwungen. "Die Verhandlungen werden unter Beschuss fortgesetzt, während gleichzeitig Vorbereitungen für eine Intensivierung der Kämpfe getroffen werden."
Die neuen Gespräche zur Freilassung der verbleibenden Geiseln sollen offenbar am Dienstag beginnen. Der israelische Regierungschef hat die Entsendung eines Verhandlungsteams nach Katar angekündigt. Netanjahu habe dies nach einem Treffen mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff und dem US-Botschafter in Israel Mike Huckabee angeordnet, erklärte sein Büro.
Nach seiner Freilassung könnte Alexander zu einem Treffen mit US-Präsident Trump nach Katar reisen. Dies berichteten mehrere israelische Medien unter Berufung auf Alexanders Familie. Dies gilt aber offenbar nur, sofern sein Gesundheitszustand dies erlaubt.
Freilassung unter Vermittlung der USA
In den vergangenen Tagen hatten sich die USA intensiv um die Freilassung Alexanders bemüht. Dazu führten die US-Amerikaner direkte Gespräche mit der Hamas - ein umstrittenes Vorgehen, denn offiziell hat die US-Regierung keine direkten Kontakte zu der Terrororganisation.
In einem Beitrag auf Truth Social begrüßte Trump die Entwicklung als "monumentale Nachricht" und beschrieb sie als "einen Schritt in Richtung der Vereinigten Staaten". Er würdigte zudem das Engagement von Katar und Ägypten. Sie bemühten sich "diesen äußerst brutalen Krieg zu beenden sowie alle lebenden und toten Geiseln ihren Angehörigen zu übergeben".
Auch der Leiter des Verhandlungsteams der Hamas hatte die Gespräche als positiv bezeichnet. Die Freilassung Alexanders sei ein Schritt hin zu einer Waffenruhe. Die Grenzübergänge zum Gazastreifen müssten geöffnet und humanitäre Hilfe müsse nach der über zweimonatigen israelischen Blockade bereitgestellt werden. Die Hamas wolle, "unverzüglich intensive Verhandlungen aufnehmen", sagte Khalil Al-Hayya.
Experten warnen vor weiterer Hungersnot im Gazastreifen
Für die Menschen im Gazastreifen ist ein Abkommen dringlicher denn je. Seit Anfang März leben etwa zwei Millionen Menschen im Gazastreifen ohne jede Hilfe. Es mangelt an sauberem Wasser, medizinischen Gütern und Nahrungsmitteln.
Fast eine halbe Million Palästinenser befinde sich in einer katastrophalen Hungersituation, wie die Initiative Integrated Food Security Phase Classification (IPC) mitteilte. Falls Israel die Blockade von Hilfslieferungen für das Küstengebiet nicht aufhebe, drohe ihnen der Hungertod. Eine weitere Million Palästinenser befinde sich in einer Notlage.