Sean Combs (Archivbild aus 2020)

Anklage wegen sexuellen Missbrauchs Prozess gegen Rapper Sean "Diddy" Combs beginnt

Stand: 05.05.2025 08:39 Uhr

Im vergangenen September wurde der Rapper Sean "Diddy" Combs wegen zahlreicher mutmaßlicher Sexualstraftaten festgenommen. Heute beginnt der Prozess gegen ihn. Ihm droht eine langjährige Haftstrafe.

Auch wenn es zunächst nur um die Auswahl der Geschworenen geht - Sean "Diddy" Combs will von Beginn an persönlich im Gerichtssaal anwesend sein. Fernsehkameras sind nicht erlaubt.

Das Gericht ist Combs in einem Punkt entgegengekommen: Anstelle der braunen Gefängniskleidung darf er sich nach seinen Wünschen kleiden.

Schwerwiegende Anklagepunkte

Die Anklagepunkte der New Yorker Staatsanwaltschaft sind schwerwiegend: Es geht vor allem um Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung (engl. sex trafficking) und organisierte Kriminalität. Jahrelang soll der Rapper Frauen und Männer missbraucht und bedroht haben. Um auf tagelangen Orgien seine sexuellen Wünsche zu erfüllen, soll Sean Combs ein "kriminelles Unternehmen" mit Dutzenden Helfern geführt haben. Laut Anklage wurden dazu Frauen und Männer aus dem ganzen Land eingeflogen und zum Teil unter Drogen gesetzt und vergewaltigt.

Das sind gravierende Anklagepunkte, sagt der New Yorker Strafrechtsexperte und Anwalt Zachary Margulis-Ohnuma dem ARD-Studio New York: "Nimmt man alles zusammen, könnte Combs im Fall eines Schuldspruchs den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen."

Combs Anwälte plädieren auf Freispruch

Dagegen plädieren die Anwälte von Combs auf Freispruch, weshalb sie eine außergerichtliche Einigung abgelehnt haben. Das Eingeständnis einer Schuld komme für den Rapper nicht in Frage, sagen sie. Ihre Verteidigungsstrategie: Die Sex-Orgien seien im gegenseitigen Einvernehmen erfolgt. Sie gehörten zum ausschweifenden "Swinger-Lifestyle" des Rappers dazu. Nichts daran sei illegal.

Eine geschickte Argumentation, die durchaus erfolgreich sein könnte, meint Strafrechtsexperte Margulis-Ohnuma: "Weil die vermeintlichen Opfer freiwillig dabei sein wollten, um Geld zu verdienen oder um nah bei Sean Combs zu sein. Aber eben nicht dazu gezwungen wurden."

Videos zeigen Prügelattacke auf Ex-Freundin

Die Anklage stützt sich auf die Aussagen von vier Frauen. Drei wollen anonym bleiben. Die vierte ist die langjährige Freundin von Combs, Cassie Ventura. Sie wurde von Combs in einem Hotelflur brutal geschlagen und getreten. Die Videoaufnahmen aus einer Überwachungskamera des Hotels wurden von zahlreichen Medien ausgestrahlt und sind im New Yorker Prozess zugelassen.

Dagegen ist noch unklar, ob im Gerichtssaal auch Video-Ausschnitte der Sex-Orgien zu sehen sind. Dieser Tatbestand allein würde jedoch für eine Verurteilung eh nicht ausreichen, betont Strafrechtsexperte Margulis-Ohnuma: "Es ist nicht illegal, Sex-Parties zu haben. Videos davon beweisen noch nicht, dass eine Straftat vorliegt."

Anwaltskanzlei vertritt 120 weitere Zivilklagen gegen Combs

Die Anklage müsse zweifelsfrei nachweisen, dass Gewalt angewendet wurde. Oder dass die Opfer gegen ihren Willen unter Drogen gesetzt und vergewaltigt wurden. Oder dass an den Sex-Orgien auch Minderjährige beteiligt waren. Sollte dies der Fall gewesen sein, wäre ein Nachweis von Zwang nicht nötig. Combs wäre schuldig und müsste mit einer langjährigen Haftstrafe rechnen.

Unabhängig vom New Yorker Gerichtsverfahren gibt es zahlreiche Zivilklagen gegen den Rapper. Eine Anwaltskanzlei im texanischen Houston vertritt mittlerweile 120 Männer und Frauen, die Combs verklagt haben.

Prozess dauert mehrere Wochen

Der Prozess in New York soll mehrere Woche dauern. Egal wie das Urteil ausfällt: Für den mit Grammys ausgezeichneten Rapper und mächtigen Musik-Unternehmer ist es ein tiefer Fall.

Von seinen früheren Freunden, die regelmäßig seine berühmten "White Partys" besuchten, will heute niemand mehr etwas mit ihm zu tun habe - darunter Ex-Lebensgefährtin Jennifer Lopez, Leonardo DiCaprio, Kim Kardashian, Beyoncé oder Jay-Z. Die einzigen, die weiter zu ihm stehen, sind seine Mutter und seine Kinder. Sie werden im Gerichtssaal in New York anwesend sein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 05. Mai 2025 um 07:39 Uhr.